So verliebt und glücklich – wie erstrebenswert sind #CoupleGoals wirklich?

Bei unserem täglichen Blick in die Sozialen Medien sind sie uns schon mehrfach begegnet – die „Goals“ unserer Generation. Die Ziele, die uns motivieren und bewegen. Die Ziele, die uns morgens das Bett verlassen lassen. Und was sind diese? Ein Blick auf die Hashtags #HairGoals, #SquadGoals und natürlich auch #CoupleGoals verraten hierbei schon Einiges über unsere geheimen Sehnsüchte. Schönheit, Freundschaft und Liebe. Aber wie ehrlich sind die online zur Schau gestellten Fotos, die diese Sehnsüchte wecken sollen? Wie „true to the bone“ sind diese Bilder, hinter denen oft ein stundenlanges Styling, ein gefakter Zusammenhalt und oftmals nur die neue Breitling oder der perfekt trainierte Po gezeigt werden? Wie erstrebenswert ist dieser gezeigte Lifestyle, der so viele von uns träumen lässt?

Bestimmt habt ihr es schon bemerkt: mein heutiger Beitrag ist ein ganz klein wenig anders als das, was ich hier sonst so auf meiner Plattform „amour de soi“ präsentiere. Von der Idee dazu war ich direkt begeistert, aber lange habe ich über die Umsetzung nachgedacht. Denn wie es euch bestimmt schon aufgefallen ist; bei meinen Outfitposts versuche ich oft ein wenig mehr Tiefe einzupflegen, nicht nur stupide über die Kleidung zu schreiben, die ich zum jeweiligen Outfit trage. Dies ist zwar eine Katastrophe aus SEO-Sicht, aber mir herzlich egal – denn es ist das, was mich ausmacht. Hinter mir, hinter meinem Blog „amour de soi“ steckt mehr als eine Ansammlung schöner Bilder, Outfits und Beauty-Produkten.

Schon oft gab es Themen, die ich gern ansprechen wollte, aber es am Ende dann doch gelassen habe, da ich nicht wusste wie ich sie authentisch einbringen konnte – denn Dinge wie Schönheits-OPs oder Leistungsdruck passen meist auch nur bedingt zu dem, was ich euch in meiner Rubrik „Outfits“ zeige. So entstand schon vor einiger Zeit die Idee zu einer neuen Reihe auf meinem Blog – „Tee mit Tina“. Ich bin eine leidenschaftliche Teetrinkerin und ich habe mir gedacht, dass ich mich gern mit euch – meinen Lesern – online auf einen Tee treffen möchte, mit euch über Dinge reden will, die mich beschäftigen und vielleicht auch ein wenig Inspiration für euren Alltag teilen möchte.

Aus diesem Grund starte ich heute mit der neuen Kategorie „Tee mit Tina“, bei der ihr ab sofort in regelmäßigen Abschnitten Kolumnen von mir finden werdet – zu aktuellen Geschehnissen, Themen, die mich bewegen oder die ich schon immer mal ansprechen wollte.

Meinen ersten „Tee mit Tina“ starte ich heute mit einem Thema, was mir schon lange auf der Seele brennt: wie erstrebenswert sind #CoupleGoals wirklich? Der Hashtag ist in meiner Instagram-Timeline mindestens einmal pro Tag präsent und gerade heute, einen Tag nach dem Valentinstag, muss ich fast schon genervt feststellen, dass er in letzter Zeit wirklich mehr als häufig getaggt wurde. Meine Gedanken zu diesem „Lebensziel“, der harten Realität und meiner Sichtweise in Bezug auf eine glückliche Beziehung teile ich heute mit euch in diesem Beitrag – ich bin schon gespannt wie ihr das so seht und was ihr von meiner neuen Kolumne haltet!

Wer kennt sie nicht? Diese einprägsamen Bildern von anscheinend unglaublich beneidenswerten Pärchen. In einem Luxusauto, sie auf dem Beifahrersitz, eine Hand auf dem Oberschenkel und er greift ihr wahlweise auf die Hand oder sonst irgendwo auf den Oberschenkel – das Ganze eingefangen in der Vogelperspektive – die Breitling am Arm steht dabei natürlich im Vordergrund. Oder im Gym, er ist durchtrainiert (wohl eine der wenigen Sachen, die man trotz Breitling oder Ferrari vor der Tür nicht kaufen kann) und hebt seine wunderschöne Freundin, von der man nicht das schöne Gesicht, sondern nur die Walle-Walle-Mähne sehen kann, in die Luft – dabei zeigt er seine grandios muskulösen Arme und sie streckt ihren Po besonders heraus – steht hier die Liebe oder die Liebe zum eigenen Körper besonders im Vordergrund? Natürlich darf man dabei auch nicht all die Bilder vergessen, bei denen zig Rosen und türkise Tiffany’s-Schächtelchen hübsch inszeniert werden – denn was wären die #CoupleGoals bloß ohne spendablen Freund, der einen reichlich beschenken kann?

Um ein Resümee der Bilder, die mit #CoupleGoals betitelt werden, zu ziehen: für eine glückliche Beziehung muss man hübsch, jung, reich, durchtrainiert und 24/7 online sein – denn was bringt einem der perfekte gemeinsame Lifestyle, wenn man ihn nicht online vor den Augen von tausenden Menschen zelebriert?

„So verliebt und glücklich“ ist dabei wohl der erste Gedanken von vielen Usern, die sich diese Motive anschauen – aber wie erstrebenswert sind diese #CoupleGoals denn wirklich? Wieviel Realität steckt dahinter? Wie leicht lassen wir uns dabei selbst beeinflussen? Und was sind sie denn, die Faktoren, die eine glückliche Beziehung ausmachen? Was sind die Meilensteine, die man als Pärchen gemeinsam erreicht? Und muss die Liebe überhaupt auch in den Sozialen Medien eine Rolle spielen? Muss sie online zelebriert werden um echt zu sein oder macht zu viel zur Schaustellung das Echte einfach nur künstlich?

Eins vorweg gesagt: mit der wirklichen Realität haben all die Fotos natürlich herzlich wenig am Hut. Zumindest nicht, wenn ich mit meiner Erfahrung abgleiche. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ca. 95% aller Bilder in den sozialen Medien keine Schnappschüsse sind, die man ‚mal eben so‘ fotografiert und umgehend vorplant. Ich selbst brauche oft sogar für ein simples Flatlay mehrere Anläufe, geschweige denn für ein Selfie oder ein Outfitpost. Mal stimmt das Licht nicht, dann wieder die Komposition oder schlimmstenfalls man selbst. Hinter jedem Bild steckt eine Menge Arbeit und so sind quasi die allermeisten Bilder gestellt und damit überhaupt nicht real.

Ich möchte sogar noch weiter gehen: auch die Message dahinter ist nicht wahr. Es sind vielmals nur Klischees, die man selbst befeuert – denn sind wir mal ehrlich: die Liebe vom Wert eines Geschenks abhängig machen? Klingt absurd, oder? Ein schönes Auto macht die Liebe nicht echter, ein teures Geschenk ist kein größerer Liebesbeweis und auch das fitteste Pärchen (welches auch noch Meister im posieren ist) gammelt sonntags gern länger im Bett herum.

Obwohl ich seit mittlerweile fast fünf Jahren in einer – so würde ich sie bezeichnen – glücklichen Beziehung lebe, saß auch ich schon traurig vor dem Smartphone, weil all die #Goals so überhaupt gar nicht auf mein Leben anwendbar sind.

So schaute ich mir schon so oft sehnsüchtig Reisebilder an von all diesen perfekten Menschen, die gemeinsam die Welt erobern – dabei vergas ich fast völlig, dass sie das nicht in ihrer Freizeit machen, sondern dass das ihr Job ist. Ich verdiene mit meinem Blog zwar auch Geld, jedoch habe ich in meinem Leben trotzdem andere Prioritäten und gerade weil das so ist, habe ich auch andere Lebensinhalte, einen anderen Alltag und auch andere Probleme als das Travelblogger-Pärchen. Und ganz ehrlich: selbst wenn man von einem Hotel eingeladen wird, ist es meist nicht wirklich entspannend, denn wer steht beispielsweise schon gern in aller Frühe auf um auch ja das perfekte Sonnenaufgangsfoto zu ergattern oder ein unangetastetes Frühstück einzufangen? Es ist nicht alles Gold was glänzt – nur das wertlose Kupfer lässt sich meist nicht so gut vermarkten.

Aber wenn all diese Inspiration, die wir alle tagtäglich in den sozialen Medien suggeriert bekommen, nicht auf unser eigenes Leben anwendbar ist oder vielleicht überhaupt gar keine Maßstäbe für niemanden sind – woran erkennt man dann das Maß an Glück? Was sind die Faktoren für eine glückliche Beziehung? Was sind die Meilensteine, die man gemeinsam erreichen sollte?

Natürlich ist dies ganz unterschiedlich und ich gehe davon aus, dass, wenn ich in der Innenstadt hundert Passanten dazu befragen würde, ich mit Sicherheit ziemlich oft ganz unterschiedliche Antworten erhalten würde. Wie bei fast allen Dingen im Leben gibt es nicht den „ultimativen Schlüssel zum Glück“ – die Antwort auf all unsere Sehnsüchte. Jeder entscheidet selbst, was für ihn von Bedeutung ist und jeder definiert das Glück ein wenig anders.

Schon aus dieser Warte kann es natürlich sein, dass der Ein oder Andere ein Selfie in einem Traumauto als höchstes Gefühl von Glück empfindet – aber muss dies der Maßstab für unsere Generation sein? Ein Vorbild für all die Jugendlichen, die sich derzeit in den sozialen Medien tummeln und sich noch nicht selbst ein Bildnis, ein Grundkonzept für ihr eigenes Leben erschaffen haben? Ich denke nicht, dass das der Wertemaßstab ist, den ich persönlich prägen möchte. Für mich ist das nicht unter dem Hashtag #CoupleGoals zu fassen – vielmehr #RichKidsOfInstagram.

Für mich sind es #CoupleGoals, wenn er sie nachts immer bis zur Tür bringt, auch wenn der Weg ’nicht so gefährlich‘ ist. Wenn sie ihn nicht ändern will, sondern ihn so akzeptiert wie er ist (weil auch sie so akzeptiert werden will, wie sie ist). Wenn er ihr die Glühbirne wechselt, weil sie nicht mal wüsste zu welchem Modell sie da hätte greifen müssen. Wenn sie sich auch ohne Trauschein gegenseitig so behandeln, als wären sie schon verheiratet (viele erliegen ja dem Irrglauben zu meinen, dass nach der Hochzeit alles ‚besser‘ wird).

Es sind die alltäglichen Situationen, in denen man merkt, wieviel man dem Anderen bedeutet, die in mir Glückerzeugen. Private Momente, die mich Liebe spüren lassen. Aus diesem Grund gebe ich grundsätzlich relativ wenig preis (wobei man das natürlich auch anders handhaben kann – leben und leben lassen!), zeige „uns“ auch nur recht selten in den sozialen Kanälen, die ich benutze. Die Bilder, die ich bisher von uns beiden veröffentlicht habe, könnte man vielleicht an zwei oder auch nur einer Hand abzählen – denn die Liebe kann man auch ganz still und heimlich feiern, ohne sie mit jeglichem Hashtag zu schmücken.

Was haltet ihr von den „Goals“ unserer Generation?

Wie steht ihr zu den in den Sozialen Medien verherrlichten #CoupleGoals?

Was sind für euch „Meilensteine“ in einer Beziehung?

Zelebriert ihr eure Beziehung öffentlich oder haltet ihr es lieber privat?

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6 Kommentare

  1. Amelie
    16. Februar 2017 / 14:03

    Toller Beitrag! Ich sehe das ähnlich wie du, wenn nicht noch krasser. Es gibt nicht umsonst genug Psychologen, die immer wieder betonen, dass Leute, die sich dauerhaft online präsentieren eher Probleme haben, als vollends mit sich zufrieden sind. Viele brauchen einfach die Bestätigung durch Andere, den Neid der Anderen, nur, um sich dann selbst gut zu fühlen… Das finde ich eher traurig als erstrebenswert.

    Ich habe meine Beziehung auch fast komplett aus Instagram, Facebook und Konsorten raus. Laut Facebook führe ich nicht einmal eine Beziehung. Finde ich total in Ordnung. Die Leute, die wissen (sollen), dass wir zusammen sind, die wissen das auch.

    Und auch was diese „Goals“ angeht, bin ich voll bei dir… Es sind die kleinen Dinge, die wirklich viel in einer Beziehung ausmachen. Ich führe z.B. eine Wochenendbeziehung und an meinem Geburtstag stand mein Freund dennoch um 0 Uhr vor meiner Haustür mit einem Kuchen und einem Kerzchen und ist am nächsten Morgen abartig früh wieder los gefahren, um pünktlich auf der Arbeit zu sein… Das kann keine Breitling und kein noch so teures Geschenk von ihm aufwerten. Das ist einfach persönlicher Einsatz für die Beziehung. Und gerade das für den Anderen da sein, die gemeinsame Zeit, ist soviel mehr wert. Nur die kann man halt nicht so toll präsentieren 😉 Aber who cares. Ich bin mehr als froh mit dem, was ich (offline) habe ♥

    Liebe Grüße
    Amelie

    • Tina Carrot
      Autor
      21. Februar 2017 / 15:58

      Liebe Amelie,

      vielen lieben Dank für dein Kommentar und ich finde es toll, dass ich mit meiner Ansicht da nicht alleine bin! 🙂

      Und ich stimme dir da vollkommen zu – wenn man überhaupt das Wort „Goals“ in den Mund nehmen will, dass gehört so etwas wie die Geburtstagsüberraschung von deinem Freund für mich auf jeden Fall dazu. Es sind die kleinen Dinge, die uns glücklich machen – das für einander einstehen. Danke, dass du diese Geschichte hier geteilt hast! 🙂

      Ganz liebe Grüße,
      Tina

  2. 17. Februar 2017 / 9:28

    Witzig. Ich habe zuvor von diesen #CoupleGoals gar nichts bewusst mitbekommen. Wir halten unsere Beziehung weitestgehend aus dem Netz. Das ist für mich eine Sache, die einfach privat ist und bleiben soll.

    • Tina Carrot
      Autor
      21. Februar 2017 / 15:59

      In der Tat sehr witzig 😀 – vielleicht folge ich da auch einfach den „falschen“ Instagram-Accounts. 😀 🙂

  3. 20. Februar 2017 / 12:03

    Liebe Tina, ich mage deine neue Kategorie jetzt schon, ich liebe „Gedankenposts“, so gerne ich mich auch mit Mode beschäftige, tiefer gehen Beiträge über persönliche Dinge oder die mich selbst zum Nachdenken anregen. Wenn ich auf den socail media Kanälen schon das Wort „goals“ lese, reicht es mir schon wieder. Vielleicht ist das auch eine Altersfrage. Ich schaue mir die Bilder gerne an, lass mich inspirieren, aber ich werde nie mein Leben davon bestimmen lassen, oder mit meinem eigenen Leben vergleichen, was hinter einem Lächeln oder Bild steckt, welche wahre Geschichte, die werden wir sowieso nie erfahren. Ein toller Anfang und ich freue mich schon auf den nächsten Tee mit dir. Alles Liebe, x S.Mirli

    • Tina Carrot
      Autor
      21. Februar 2017 / 16:00

      Vielen, vielen Dank, liebe Mirli, für deine Worte – das freut mich wirklich sehr! Auch sehr interessanter Anknüpfungspunkt – vielleicht sind wir da auch einfach ein wenig zu alt für, vielleicht bewegt dies eher die aktuelle Teenager-Kategorie.

      Bis ganz bald zum nächsten Tee! 🙂

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